Wie läuft eigentlich so ein Plenum ab*?

*Corona-Edition

Seit längerem habe ich einen angefangenen Beitrag auf meinem Laptop liegen, der skizzenhaft ein typisches Wohnsinn-Plenum beschreiben soll. Der wird und wird aber einfach nicht fertig. Alltagsbeschreibungen sind gar nicht einfach.
Ausnahmezustände hingegen scheinen reizvoller: das letzte Plenum vor der Kontaktbeschränkung.
Wir haben uns in unserem Hof getroffen, aufgestellt in einem großen Kreis. Nicht alle haben daran teilgenommen, manche waren schon in Selbstisolation. Die Kinder haben vom Fenster aus zugesehen.

Plenum Corona-Edition

Eigentlich standen ganz andere Themen für das angesetzte Plenum auf der Agenda. Die Liste ist immer lang. Rundum Finanzen, Hausverwaltung, Bau und Instandhaltung, Öffentlichkeitsarbeit und Vereinsleben gibt es zweiwöchentlich regen Austauschbedarf.
Diesmal nicht: Wann wir die Betonplatte im Hof entfernen und wann die nächste Aufräumaktion im Garten ansteht – kein Thema. Das letzte Plenum war ein ganz kräftiger Tritt auf die Bremse. Stattdessen hat jeder von seiner aktuellen Situation erzählt. Wie geht es jedem einzelnen? Wie sehen die Bedingungen am Arbeitsplatz aus? Wer kann von zu Hause arbeiten? Wie organsieren wir uns bezüglich Einkauf? Wer braucht Hilfe? Wir haben besprochen, wie wir mit den gemeinschaftlich genutzen Bereichen umgehen. Wer nutzt wann welche Räume? Wie stimmen wir uns ab, wenn die Kinder der verschiedenen Familien draußen spielen wollen? Wir haben Pläne gemacht, wer was im Projekt regelmäßig reinigt. Treppenläufe, Türklinken, Waschmaschinen … An was muss noch gedacht werden?
Der Rückzug nach Innen, in die eigenen vier Wände – im Wohnprojekt eine besondere Herausforderung. Trotz allem: Uns geht es gut. Wir haben einander ja doch irgendwie. Winken am Fenster, ein Gespräch durchs Treppenhaus, Hilfe, wenn man sie braucht. Und auch der Wohnsinn wird digitaler. Wir regeln anstehende Dinge per Mail; es wird mehr gechattet und telefoniert. Denn irgendwie geht das Projektleben ja doch weiter. Wir freuen uns trotzdem auf das nächste ganz normale Plenum.
Und bis es soweit ist, gehen alle guten Gedanken an die, die allein sind. Es kommen wieder bessere Zeiten! Bleiben wir jetzt alle gesund und geben mit Abstand aufeinander acht!